Ungefähr drei Jahre ist es her, dass eine von Deutschlands erfolgreichsten Frauenzeitschriften, die alle zwei Wochen erscheinende
Brigitte, verkündete, ab sofort keine Models mehr auf Titelbild und Fotografien im Heft abzubilden. Stattdessen: Laien und keine Models, "normale" Frauen und keine Hungerhaken. Ich fand die Idee damals genial.
Gertenschlank und superhübsch
Bis ich die ersten Fotos sah. Wie, das waren keine Models? Die abgebildeten Frauen waren jung, schlank, hübsch. Wo war da der Unterschied? Prompt waren die ersten Leserbriefe zu lesen, nach denen das "jetzt fast noch schlimmer" sei als vorher: "Sie ist Vollzeit beruftätig, hat drei Kinder und engagiert sich freiwillig und ist gertenschlank, stylisch und superhübsch - toll, jetzt fühle ich mich besser."
Warum keine dicken Profimodels?
Jetzt überlegt die neue
Brigitte-Führung, wieder zurück zur alten Praxis der Zusammenarbeit mit professionellen Models
zurückzukehren. Wahrscheinlich, weil die Fotoshootings mit ungelernten, nicht erfahrenen Frauen
zeitaufwendiger und damit kostenaufwendiger sind als gleich die Profis zu engagieren. Aber: wenn es wirklich darum ging, ein realistischeres - weil weniger idealisiertes - Frauenbild zu vermitteln, dann könnte man doch sicherlich auch dicke, alte, behinderte, bekopftuchte (!) Profimodels unter Vertrag nehmen - oder nicht?
Noch nicht zu spät
Aber vielleicht hat ja auch Sibylle Berg Recht, die auf
Spiegel Online meint, die ganze Aktion war eine Farce und die Präsentation der Laien in der
Brigitte als "Normalos" an sich eine Frechheit - wer bitte bestimmt denn, was normal ist? Ich hätte es gut gefunden, mehr Frauen in solchen Zeitschriften so sehen, die nicht so sehr dem gängigen Schonheitsideal, von dem sich - wie die letzten drei Jahre gezeigt haben - auch die
Brigitte-Redaktion nicht gelöst hat. Und selbst wenn jetzt ein Wechsel zurück zu den Profis ansteht: zu spät ist es dafür noch nicht.
Oder doch nur Verkaufszahlen?
Ja Mensch Meier, oder ging es gar nicht um das hehre Ziel, einem Schönheitsideal, das für eine handvoll Frauen Realität sein mag, für den Großteil der Frauen dort draußen aber unerreichbar ist und es immer bleiben wird - ein Schönheitsideal, das aber trotzdem als erstrebenswert verkauft wird, etwas entgegen zu setzen ... sondern schlicht und einfach um die mediale Aufmerksamkeit? Falls dem so war, scheint die Strategie nicht aufgegangen zu sein. Die Verkaufszahlen der Zeitschrift bleiben auf dem Niedergang. Da halfen anscheinend auch keine "normalen" Frauen.
No more models
It's been about three years that one of Germany's most successful women's magazine, fortnightly Brigitte, declared not to use professional models for their photo shoots any more, but "normal" women, women who did not look as if they were in dire need of eating habit change. When I first heard about this idea I thought it was awesome. Until I saw the first pictures of the lay models. They looked pretty much like their professional counterparts. A chance missed, if you ask me. How encouraging, how empowering would it have been so see fat, old, disabled women in Brigitte - or perhaps even a woman with a head scarf?!
Why not fat, old, disabled models?
The new editor-in-chief of Brigitte is now said to consider to go back to working with professional models, one of the alleged reasons being that foto shoots with untrained, unexperienced women are much more time- and thus cost-intensive than cooperating with their professional counterparts. If this campaign was really about making a tiny contribution to a change towards a more inclusive ideal of beauty being promoted in the media, why not hire professional fat, old, disabled, wellclothed ;) models?
It's not too late
But maybe commentator Sibylle Berg who wrote on Spiegel Online is right stating that the campaign as such was a farce and pure impudence. The non-professional models in Brigitte where presented as "normal" women, but who has the right to decide what is "normal" any way? I would have loved to see pictures of women who do maybe not match the dominant ideal of beauty in all regards. Even if Brigitte decided to go back to working with professional women - it would not be too late for that.
Or was it just the sales numbers?
And what if ... this whole campaign was never about the noble aim of countering an ideal of beauty which might be reality for a handful of women out there but which remains out of reach for the majority of us .... but simply about the medial attention such a campaign would garner? If that was the case, the strategy adopted does not seem to have paid off. Sales numbers are still decreasing. Apparently, even "normal" women could not do anything about that.
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