Samstag, 30. November 2013

Andere "kritisieren" || "Criticising" others

"Viele Leute verwenden so viel ihrer Energie darauf, andere für relativ bedeutungslose Dinge wie Makeup oder Kleiderwahl zu "kritisieren"; wenn die selben Leute die gleiche Energie und Hingabe im Kampf gegen Armut oder häusliche Gewalt zeigen würden, oder sie nutzen täten, um ihre Umgebung positiv zu beeinflussen und sich in wohltätigen Projekten zu engagieren, wäre diese Welt ein so viel besserer Ort! Es ist sehr einfach, sich zurück zu lehnen und kleine Beleidigungen und negative Kommentare zu hinterlassen - und SO VIEL schwieriger, aufzustehen und dabei zu helfen, etwas Positives in dieser Welt zu schaffen."

Amena Khan


"People spend so much of their energy "criticising" others for relatively meaningless things like makeup or clothing choices; if those same people spent the same energy and dedication towards fighting poverty or domestic abuse, or volunteering to improve their communities and taking part in charity projects, the world would be in a much better state! It's very easy to sit back and leave negative little insults and comments; it's MUCH harder to get up and help inject some positivity into this world."

Dienstag, 26. November 2013

Magenta

Mal wieder die beste Farbe von allen getragen
 Wearing the best colour of all


Kopftuch: Deutschland (~ 13 EUR) x
Tunika: Charity-Shop in London (5 GBP) x
Langarmshirt: Primark (3,50 GBP) x
Kette: Geschenk
Jeans: Charity-Shop in Margate (3 GBP) x
Schuhe: Payless USA (Geschenk) x


Headscarf: Germany (~ 13 EUR) x
Tunic: charity shop in London (5 GBP) x
Long sleeve shirt: Primark (3,50 GBP) x
Necklace: Gift
Jeans: charity shop in Margate (3 GBP) x
Shoes: Payless USA (Gift) x


Oh, Sommer 2013 - du fehlst mir!
Oh, summer 2013 - I miss you!

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Montag, 25. November 2013

"Andere" Niqabis || "Different" niqabis

Er ist jetzt nicht wirklich neu hier, aber der Geschichtsschleier ist weiterhin in Europa (und darüber hinaus) ein umstrittenes Stück Stoff. Viele scheinen nicht so wirklich eine Ahnung zu haben, was sich darunter versteckt. Ihnen erscheint der Gesichtsschleier fremd. Er irritiert. Verärgert. Stört. Aber er fasziniert auch. Und belebt die Fantasie von vielen.  

It has been around for some time but the face veil remains a contentious piece of cloth in Europe (and beyond). Many do not really seem to know what is hidden underneath. To them, the face veil is strange. It irritates. It offends. But it also fascinates. It fires people's imagination. 

Politische Künstler, Marketingexperten und Popstars haben sich in den letzten Jahren den Gesichtsschleier und die Burqa vorgenommen. Sie haben sie interpretiert und transformiert. Für sie ist die Burqa ein Kunstwerk geworden. 

Political artists, marketing professionals and pop stars have in the past years turned to the face veil and the burqa. They have interpreted and transformed it. To them, the burqa has become a piece of art. 

Hussein Chalayans berühmte Bilder von Frauen in Burqas, die nicht lang genug sind, um ihre Genitalien zu bedecken, und damit auf Auffassungen von Öffentlichkeit und Privatsphäre, Nacktheit und Bedeckung, Kleidung und dem Körper, der darunter bedeckt ist, sind nur ein Beispiel.

Hussein Chalayan's famous pictures of women in burqas which are not sufficiently long to cover their private parts, thus playing on notions of public and private, nakedness and cover, clothes and the body which is hidden underneath, are only one example.

In den letzten Wochen bin ich auf eine Reihe von "anderen" Niqabi-Bildern gestoßen, die ich mit euch auf diesem Blog teilen wollte. Ich weiß nicht viel über diese Bilder, wer sie gemacht hat, wer der Fotograf war und wer die Personen, die den Schleier tragen. Und ehrlich gesagt bin ich nicht ganz sicher, was ich von ihnen halten soll. Wenn ich ein bisschen mehr über den Kontext, in dem diese Bilder gemacht wurde, würde mir wahrscheinlich helfen, zu entscheiden, ob ich sie genial finde (weil sie an weitverbreiteten Annahmen über Niqabis und muslimische Frauen im Allgemeinen kratzen) oder unmöglich (weil durch sie, wieder mal, muslimische Frauen objektifiziert werden).

I have, in the last weeks, come across a number of other "different" niqabi pictures which I wanted to share on this blog. I don't know much about these pictures, who took them, who the photographer was and who the people wearing the veils. And to be honest I am not quite sure what to think of them. Knowing a bit more about the context in which these pictures were taking would probably help me decide whether I think they are great (because they challenge common assumptions about niqabis and Muslim women more generally) or despicable (because, once again, they objectify Muslim women).

In jedem Fall könnten sie Bilder zu einer interessanten Debatte über kulturelle Appropriation, über Selbst- und Fremdwahrnehmung(en), Körperbilder, Sexualität, das (Post)Koloniale, Öffentlichkeit und Privatsphäre, Kleidung in verschiedenen Kulturen, Konformität und Devianz und die Beziehung zwischen Politik, Glaube und Kunst.

In any case, these pictures could lead to a very interesting debate on cultural appropriation, on self perception vs. social perception(s), body images, sexuality, the (post)colonial, the public and the private, clothing across different cultures, conformity and deviance, and the relation between politics, faith and the arts.




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Freitag, 22. November 2013

Schwarzes Kleid - diesmal mit Gürtel || Black dress - this time with belt

Ich habe immer noch keine neue Kamera, deswegen gibt's heute noch mehr "recycelte" Bilder, die bis vor Kurzem irgendwo in den Tiefen meiner digitalen Fotoalben ihr Dasein fristeten. Nachdem ich die Bilder herausgewühlt hatte, ist mir eingefallen, dass ich Fotos von einem fast identischen Outfit bereits veröffentlicht habe (hier). Der einzige Unterschied ist, dass ich auf diesen Bildern hier einen Gürtel anstelle einer Kette mit Armreif. Aber mir gefällt das Outfit so gut, dass es ruhig zweimal hier vorkommen darf :)

I still don't have a new camera, so you'll get more "recycled" pictures that have been hiding somewhere deep down in my digital pictures folders. After digging out the photos, I realised that I have actually published pictures of a very similar outfit before (here). The only difference is that in these pictures here I am wearing a belt instead of a necklace and bangle. But I like this outfit so much, I don't mind posting it twice :) 

 

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Dienstag, 19. November 2013

Schmuck aufbewahren || Storing jewellery

Meinen Schmuck habe ich bisher in kleinen Kästchen oder Tüten aufbewahrt. Das ist insofern praktisch, als dass deine Ohrringe, Halsketten und Armreifen an einem Platz zu finden sind, du sie nicht jahrelang suchen musst, wenn du sie brauchst und sie nicht allzu viel Staub sammeln. Was dabei wahnsinnig nervig war, war, dass besonders die Ketten sich IMMER total verheddert haben - und ich meinen Schmuck nicht sehen konnte. Weil ich ihn nicht sehen konnte, habe ich ihn kaum getragen - dabei ist es doch das, wofür (Mode)schmuck da ist.

I used to store my jewellery in boxes and bags. Those are useful in that your earrings, necklaces, bangles and bracelets are kept in one place, you don't have to look for them for ages and they don't catch too much dust. But I hated how especially the necklaces got tangled up - and that I could not see my jewellery. Because I could not see it, I hardly wore any of it - which kind of defeats the purpose of owning (costume) jewellery.

Dann sah ich wie meine Mutter und einige meiner Freunde eine Korkpinnwand, ein paar Pins und Faden benutzten, um ihre Ohrringe und Ketten aufuhängen. Die Idee fand ich toll, habe es aber natürlich nicht geschafft, selbst so eine Pinnwand einzurichten. Bis vor ein paar Wochen. Jetzt also ersetzt ein kleines Styroporbrett die Tüte, in der ich meine Ohrringe bisher aufbewahrt habe...

Then I saw my mother and some of my friends using a corkboard, some pins and thread to hang their earrings and necklaces and I loved the idea but, of, course, did not get around making one myself. Until some weeks ago. So voilà, a small board of polystyrene replaces the bag I used to keep my earrings in...


 

...und ein Stück Karton mit einer Handvoll Nägeln macht das Kästchen, in dem bisher meine Ketten aufbewahrt wurden, überflüssig:

...and a piece of card board and a handful of small nails renders obsolete my necklaces box:
 

 
Ich habe zwei Minuten (und keinen Cent) darauf verwendet, die beiden Teile herzustellen - Styropor, Karton und Nägel waren Teil der Verpackung meines neu gekauften Kleiderschranks. Wenn doch solche kleinen Bastelprojekte nur immer so einfach (und günstig) wären...

I spent two minutes (and not a single penny) making both - polystyrene, card board and nails were left over from the packing of my newly purchased wardrobe. If only DIY could always be that easy (and cheap)...
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Sonntag, 17. November 2013

Vor zehn Jahren || Ten years ago

Warum ich begann, Hijab zu tragen || Why I started to wear hijab


Ich begann vor zehn Jahren Hijab zu tragen. Damals war ich gerade von meinem Heimatland Deutschland nach [völlig egal, welches Land in Südosteuropa] gezogen, wo ich für eine lokale NGO im Bereich politische Bildung, interkultureller Austausch und Jugendarbeit tätig war. Ich war noch nicht lange Muslim und da stand ich jetzt, in einem mehrheitlich christlich-orthodoxen Land, in dem kaum Muslime lebten (ich kannte in meiner Stadt keinen einzigen Muslim), wo negative Vorurteile gegenüber Muslimen weit verbreitet waren. Kaum jemand, den ich kannte, wusste, dass ich mich als Muslim bezeichnete. Ich betete, fastete und versuchte, - wie diese Religion es vorschreibt - die beste Person zu sein, die ich sein konnte ... aber wenn ich nicht sagte, dass ich Muslimin war, kam keiner drauf. Und selbst wenn ich jemandem davon erzählte, wurde dieser Teil von mir nicht immer ganz ernst genommen. Ich erinnere mich noch, wie eine Freundin, der ich ezählte hatte, warum ich mich entschieden hatte, Muslimin zu sein, etwas später zu jemandem anderen meinte, "Philippa interessiert sich ja für den Islam."

I started to wear hijab 10 years ago. At that time, I had just moved from my native Germany to [does not matter which country in South Eastern Europe] where I worked for a local NGO focusing on civic education, intercultural exchange and youth work. I had not been a Muslim for very long and now I was there, in this majority Christian Orthodox country, where hardly any Muslims lived (I did not know a single Muslim in my city), where negative stereotypes about Muslims were rife. Hardly anyone knew I considered myself a Muslim. I prayed, fasted and tried - as this religion teaches it - to be the best person I could ... but unless I told people I was a Muslim, no-one would know. Even if I told someone, this part of me was not always taken seriously. I still remember how I had explained to a friend why I had chosen to be a Muslim just to hear her say to someone else a bit later that "Philippa is interested in Islam."

Ich zögerte oft, den Menschen in meinem Umfeld davon zu erzählen. Meine Kollegen und meine beste Freundin wussten Bescheid, aber mit fast jedem anderen fand ich mich immer wieder in der selben Situation wieder: sollten ich es ihnen sagen - oder nicht? Sollte ich einfach nur sagen "ich bin Vegetarierin" oder erklären, warum ich wirklich das Schinkensandwich nicht essen wollte? "Ich habe heute wirklich nicht so viel Hunger, aber danke" oder: "Es ist Ramadan und ich faste"? "Nee, mir ist kein bisschen heiß in dem Langarmshirt, das ich hier im August trage" oder: "Ich bin Muslimin und versuche, mich etwas bedeckender zu bekleiden"?

I often hesitated to tell the people around me. My colleagues and my best friend knew but with almost everyone else I found myself in the same situation, wondering whether to I tell them - or not? Should I just say "I'm a vegetarian" or explain why I really would not eat the ham sandwich? "I'm really not that hungry today, but thanks" or: "It's Ramadan and I'm fasting"? "No, I'm not hot at all wearing long sleeves in August" or: "I'm a Muslim and trying to dress modestly"?

Ich blicke zurück auf mein Leben bis dahin, auf alles, was ich erreicht hatte, all die Orte, die ich bereist hatte, wie ich bis vor Kurzem noch in Deutschland gelebt hatte und mich jetzt plötzlich mitten auf dem Balkan wiederfand. Verrückt - wie die Zeit verflogen war. Und dann, irgendwann in einem dieser Momente, realisierte ich, dass das selbe auf die Zukunft zutraf. Genauso wie die Zeit in den letzten Jahren verflogen war, würde sie auch in Zukunft verfliegen, Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr ... bis eines Tages alles, was wir kannten, vorüber sein würde. Wir würden beurteilt werden. War ich bereit?

I looked back at my life, at everything I had achieved, all the places I had travelled to, how I had lived in Germany until recently and now lived on the Balkans. Crazy - how time had flown by. And then, at some point, I realised that the same was true for the future. Just as time had flown by in the last years, it would also pass by in the future, day by day, month by month, year by year ... until one day everything we knew would be over. We would be judged. Was I ready?

Ich las eine Biographie des Propheten, eine wunderschöne Übersetzung eines Buches von Fethullah Gülen, und zum ersten Mal, seit ich Muslimin geworden war, begann ich Liebe für diese Person, die der Prophet gewesen sein muss, zu empfinden. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Ich war zu dem Punkt gekommen, Gott zu lieben, ja - aber in der ersten Zeit meines Muslimseins sah ich den Propheten nicht auch auf diese Weise. Wer war er? Ein Mann, ein Araber, der vor hunderten von Jahren gelebt hatte - sicherlich jemand, der für diese Religion außerordentlich wichtig war - aber jemand, den ich liebte? Nein. Dieses Buch änderte die Art und Weise, wie ich den Propheten sah. Plätzlich konnte ich ihn und seine Gefährten förmlich vor mir sehen, wie sie durch die Straßen Medinas liefen - und fragte mich: Was, wenn ich auch dort gewesen wäre? Ich wollte einer von ihnen sein, ich war einer von ihnen - aber würden sie das wissen? Würde er das wissen? Was würde er sagen?

I read a biography of the Prophet, a wonderful translation of a book by Fethullah Gülen, and for the first time since my becoming a Muslim I started to feel love for this person that the Prophet must have been. I had never seen him this way. I had come to love God, yes - but in the first time of my being a Muslim, I did not feel this way for the Prophet. Who was he? An Arab man who had lived hundreds of years ago - surely someone who was extraordinarily important for this religion - but someone I loved? No. This book changed the way I looked at the Prophet, I could see him and his companions more clearly now, walking the streets of Madinah - and I asked myself: What if I had been there? I wanted to be one of them, I was one of them - but would they know? Would he know? What would he have said?

Ich hasste es, wie viele Männer auf eine junge Frau reagierten, die sie schön fanden. Ich hasste das Flirten, die schmierigen Komplimente; ich hasste es, wie einigen ganz besonders viel Aufmerksamkeit gegeben wurde und wie sich das für andere anfühlen musste. Ich hasste es, wieviele Vorteile man im Leben haben konnte - nur wegen seines Aussehens. Ich hasste es, wie türkische Männer mittleren Alters, die ihre Frauen dutzende schwere Einkaufstüten tragen ließen, mich ansahen. Ich wollte etwas nach ihnen werfen und sie anschreien. Und dann zu ihren Frauen gehen und sie umarmen.

I hated how many men reacted to a young woman they considered beautiful. I hated the flirting, the cheesy compliments; I hated how some would be given special attention and how this must have made others feel. I hated how many advantages someone could have in life - just because of the way they looked. I hated how middle-aged Turkish men who made their wives carry dozens of heavy bags full of groceries looked at me. I wanted to throw something at these men and shout at them. And then go and hug their wives.

Ich wollte mit dem alles nichts zu tun haben. Ich wusste aber auch, dass ich nicht die Welt verändern konnte. Ich konnte nicht andere ändern, aber ich konnte ändern, wie sie mich sahen, wie sie auf mich reagierten. Ich wusste, ich würde sofort aus dem Spiel draußen seien, wenn ich begänne, Hijab zu tragen. Wer würde sich schon für eine Kopftuchtürkin interessieren?

I did not want to have anything to do with all this. I also knew I would not be able to change the world. I could not change others but I could change how they saw me, how they reacted to me. I knew I would be out of the game immediately if I chose to wear hijab. Who would possibly be interested in a "headscarf Turk"? 

Ich wusste, es würde nicht einfach sein, in Deutschland Hijab zu tragen. Ich dachte an all die Dinge, die ich noch erreichen wollte - und ich wusste, dass mir eine Menge Türen vor der Nase zugeschlagen würden, wenn ich tatsächlich begänne, Hijab zu tragen. Ich dachte eine ganze Weile darüber nach und kam zu dem Schluss, dass es nichts zur Sache tat - weil wenn mich jemand wegen meinem Hijab, zum Beispiel, nicht einstellen wollte - wollte ich dann überhaupt für sie arbeiten? Wollte ich mich wirklich in solche eine Situation bringen, mit Leuten arbeiten, die die grundlegenden Prinzipien von Toleranz und Respekt nicht lebten? Wenigstens würde ich mit Hijab ziemlich schnell wissen, wer wie drauf war.

I knew it would not be easy to wear hijab in Germany. I thought of all the things I still wanted to achieve and I knew I would have a lot of doors closed in my face if I was to wear hijab. I thought about it for quite some time and came to the conclusion that it did not matter - because if someone would, for example, not want to employ me because of my hijab - did I actually want to work for them? Did I want to put myself into such an environment, working with people who have not learnt the most basic lessons of tolerance and respect? At least wearing hijab I would rather quickly know who was how. 

Ich dachte auch an Dinge, die ich mit Hijab nicht mehr tun würden könnte; ob ich bereit war, sie aufzugeben; wie sehr ich sie vermissen würde. Ich ging sie alle durch, eins nach dem anderen, und versuchte, mir mich in dieser Situation vorzustellen - und wie es sein würde, dort nicht mehr hinzugehen, das nicht mehr zu tun. Das Gleiche tat ich mit allen Leuten, die ich kannte. Ich wusste, einigen von ihnen würde es egal sein, ob ich Hijab tragen würde oder nicht - und dann gab es da die, bei denen es mir egal war, wie sie reagieren würden. Aber es gab auch die, die mir wichtig waren und von denen ich dachte, dass sie nicht verstehen würden oder, schlimmer noch, der Sache ablehnend gegenüber stehen würden. Also stellte ich mir auch hier jeden von ihnen vor, wie es sein würde, sie zu sehen, wie sie wohl reagieren würden - und kam, wieder, zu dem Schluss, dass es ok sein würde.

I also thought of things I would not be able to do any more with hijab, if I was ready to give them up, how hard I would miss them. I went through all of them one by one, tried to imagine myself in that situation and how it would be not being able to go there, to do that any more. I did the same with all the persons I knew. I knew some of them would not care if I wore hijab or not - and then there were those where I did not care how they would react. But there were also those whom I cared about and who, I thought, would not understand or, even worse, disapprove. So I thought of each one of them, how it would be to see them, how they could possibly react - and again I came to the conclusion that it was going to be ok.

Während dieser Zeit, die ich in [immer noch vollkommen egal, in welchem Land in Südosteuropa] verbrachte, reiste ich zweimal in die Türkei, nach Istanbul, und ich erinnere mich noch, wie wunderschön ich viele der jungen Türkinnen mit Kopftuch dort fand. Sie waren jung, europäisch, trugen Hijab und sahen einfach so wunderschön aus. Eines Tages, nach einem Besuch in einer der vielen Moscheen, die wir während unserer Reise sahen, ließ ich einfach das Kopftuch für den Rest des Tages an. Und fühlte mich großartig. Ich wusste, es würde sehr schwierig sein, zu beginnen Hijab zu tragen, während ich noch für die NGO in [Land in Südosteuropa] arbeitete. Ich wollte ihnen keine Probleme bereiten (mit denen sie konfrontiert wären, wenn plötzlich eine ihrer Mitarbeiterinnen begonnen hätte, Hijab zu tragen), also wartete ich, sehnte mich nach dem Tag, an dem ich wieder in Deutschland sein würde.

During that time that I spent in [still not important which country in South Eastern Europe], I went to Turkey twice, to Istanbul, and I still remember how beautiful I found many of the young Turkish women wearing hijab. They were young, European, wore hijab and looked so beautiful. One day, after a visit to one of the many mosques we saw during that trip, I just left the head scarf on for the rest of the day. And felt great. I knew it would be really difficult to start and wear hijab while I still worked for that NGO in [country in South Eastern Europe]. I did not want to create any problems for them (which they would have been confronted with, had one of their staff members all of a sudden started to wear hijab), so I waited, longed for the day I would return to Germany. 

Ich ging nicht direkt wieder zurück nach Deutschland, sondern machte unterwegs Halt in Bosnien. Ich verbrachte einige Tage in Sarajevo und was ich in dieser Zeit erlebte, ermutigte mich noch mehr. Bisher war Islam irgendwie doch etwas Fremdes geblieben. In Deutschland kannte ich türkische und arabische Muslime, aber hier sah ich zum ersten Mal Leute, die so aussahen wie ich - und Muslime waren. Ich sah blonde Muhammads, helläugige Eminas und all diese wunderschönen jungen Frauen, die schöne, bunte Kopftücher in den Straßen von Sarajevo trugen. Ich wusste, ich konnte ich selbst und Muslimin sein und Hijab tragen.

I did not go back to Germany directly, but went there via Bosnia. I stayed in Sarajevo for a couple of days and what I experienced during that stay encouraged me even more. So far, in a way Islam had always remained something foreign to me. In Germany, I knew Turkish and Arab Muslims, but here, for the first time, I saw people who looked like me - but were Muslims. I saw blond Muhammads, light-eyed Eminas and all these beautiful young women wearing pretty, colourful hijabs in the streets of Sarajevo. I knew I could be me and be a Muslim and wear hijab.

Ich kam wieder nach Hause, sah in meiner Heimatstadt alle meine Freunde und Familie wieder, und als ich weiterfuhr in die Stadt, in der ich in den nächsten Jahren leben würde, trug ich Hijab. Vor zehn Jahren.

I arrived in my home town in Germany, saw all my friends and family again, and when I left for the city I was going to live in for the next years, I wore hijab. Ten years ago.
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Freitag, 15. November 2013

Frau in Ostlondon || Woman in East London

Schwarze Locken, rote Mütze ... Kette und Brille ||
Black curls, red hat ... necklace and glasses
 

Schwarz und blau || Black and blue


Frau vor Wand || Woman in front of wall


Ostlondon, März 2013 || East London, March 2013
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Montag, 11. November 2013

Herbst in England || Autumn in England

 Bye bye, Maxiröcke || Bye bye, maxi skirts

Ich habe es immer noch nicht geschafft, mir eine neue Kamera zu besorgen ... was letztendlich vielleicht gar nicht so schlimm ist, weil ich so wenigstens gezwungen bin, die Fotos, die ich vor Monaten gemacht aber noch nicht hochgeladen habe, noch mal durchzugehen und sie endlich posten. Wie die hier zum Beispiel, die ich ... im April gemacht habe.

I still have not got a chance to get a new camera ... which perhaps is not that bad after all, because it forces me to recycle pictures I took months ago but never got around posting. Like these ones which were taken ... in April.

Wahrscheinlich wird es bis April nächsten Jahres dauern, bis ihr mich wieder in einem Maxirock (oder -kleid) seht. Das Wetter hier ist so unvorhersehbar und darauf, mir meine Röcke dadurch zu ruinieren, dass ich sie durch den Mix aus Regenwasser und halbverrotteten Blättern ziehe, der so charakteristisch für die dritte Jahreszeit in diesem Land ist, habe ich nicht wirklich Lust. Aaaah, Herbst in England, ist es nicht einfach toll?  :/

It won't probably be before April next year that you'll see me wearing maxi skirts (or dresses) again. The weather here is so unpredictable and the last thing I'd want is ruining my skirts by dragging them through the mix of rain water and half-rotten leaves that is so characteristic for the third season in this country. Aaaah, autumn in England, isn't it lovely?  :/


Gott, hab ich diese Schuhe geliebt. Ich habe sie jahrelang getragen, bis sie wirklich total abgewetzt ("worn-out" in Englisch ... da muss ich immer an dieses Lied <3 denken) waren. Jetzt MUSSTE ich sie wegwerfen. Snif snif.

God, I loved these shoes. I wore them for years even though they were really worn-out (that word always makes me think of this song <3 ) at the end. HAD to throw them away now. Snif snif.


Rot, blau, weiß, schwarz und gold ||  
Red, blue, white, black and gold
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Freitag, 8. November 2013

Why I wear a white (instead of a red) poppy

"Remembrance is good. But peace is better."


Every year in early November, they are back. The red poppies. On coat collars, shirt pockets, front bumpers. Worn by news presenters, politicians, teachers, the guy in the grocery store around the corner. They sell them in town, at the town hall - and at my daughter's school. You see them on huge ads in the city centre, on TV, on the front page of some of the country's major newspapers. Poppies everywhere.

Red poppies are worn in the days leading to Remembrance Day which is celebrated on 11 November. They are worn to remember the victims of war, the soldiers who have given their lives in the line of duty. Now I feel very sympathetic to every victim of war - and yes, that includes soldiers who have been injured or lost their lives fighting. I feel with them and their loved ones - even if no-one forced them to put themselves at such risk. I feel with them, because their pain is real, and a human is a human.

But I will not express my solidarity with soldiers who are fighting wars in countries I am not sure they should even be in. I will not donate for soldiers who should be taken care of by the government that made the decision to send them to these countries in the first place. I will not speak of them as "war heroes" - reality is so much more complex. I also feel that by ostentatiously remembering the soldiers, we don't give sufficient space for their victims, for the hundreds, thousands, millions of civilians that suffer from the violent conflicts they did not chose to be part of.

That is why this year I am wearing a white poppy. A white poppy that stands for peace, non-violence and for asking critical questions. In the hope that one day we will not have to remember. Or as one of the people who have asked me about the white poppy on my coat collar said: "Remembrance is good. But peace is better." (For more detailed explanations of why some prefer white poppies over the red ones, see these texts by Assed Baig, Lindsey German and Madeleine Fry.)

Now getting hold of a white poppy is not as easy as that. You get red poppies pretty much everywhere, but there is only a limited number of organisations that sell white poppies. The Peace Pledge Union is one of them. You can also buy them on Ebay. I purchased one from the Stop the War coalition. And, as I was not sure how long it would take for the white poppy to arrive, I made my own (using a red poppy I had gotten for free).

Red poppy


 Red poppy and white nail polish - ready to attack


Paint the poppy!


White poppy


 White poppy on my coat collar

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Sonntag, 3. November 2013

Ohrringe mit Hijab tragen || Wearing earrings with hijab

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Eine persönliche Geschichte und ein paar Gedanken 
A personal story and some thoughts


Heute habe ich seit langem wieder Ohrringe getragen.

Today, after a long time, I wore earrings again. 

Eine Sache, die ich ein paar Jahre nachdem ich begonnen hatte, Hijab zu tragen, richtig zu vermissen begann, war es Ohrringe zu tragen. Große Boho-Chic-Style-Ohrringe (so wie diese hier oder hier). Aber Ohrringe mit Hijab tragen - das geht nicht. Du kannst nicht deine Haare, deinen Hals und deine Ohren verdecken und (große) Ohrringe tragen ... dachte ich. Bis ich ein Video von Amenakin entdeckte, in dem sie erklärte, wie es gemacht werden kann.

One thing I started to really miss a couple of years after starting to wear hijab was wearing earrings. Big boho chic style earrings (like these here or those). But wearing earrings with hijab is not possible. You cannot cover your hair, neck and ears and wear (big) earrings ... I thought. Until I came across a video by Amenakin. In which she explained how it can be done

Mensch, war ich begeistert! Ich konnte Ohrringe tragen! Mit Hijab!! Und ich trug sie. Bis ich begann, Zweifel zu haben. Ging es bei Hijab nicht darum, Aufmerksamkeit zu vermeiden? Ging es nicht darum, seine Schönheit zu verdecken? Wie also passte das Tragen von Ohrringen dazu? Ich dachte eine Weile darüber nacht, hörte (und las), was verschiedene Leute darüber dachten und kam zu dem Schluss, dass es für mich, in dem Kontext, in dem ich lebte, ok war.

Boy was I excited! I could wear earrings! With hijab!! And I did. Until I started to have doubts about it. Wasn't hijab about avoiding attention, was it not about covering your beauty? So how did wearing earrings fit in with this? I thought about it for some time, heard (and read) different people's opinions and came to the conclusion that for me, in the context I lived in, it was ok.

Ich trug in den nächsten Monaten fast jeden Tag Ohrringe mit Hijab - bis ich wieder aufhörte, weil ich genug davon hatte, ständig nach meinem Hijab zu schauen und an ihm rumzuziehen, um sicherzugehen, dass auch wirklich keine einzige Haarsträhne sich selbstständig gemacht hatte ... und das alle paar Minuten. 

I wore earrings with hijab almost every day for a couple of months - until I stopped because I just could not be bothered any more having to constantly check and pull down my hijab to make sure no strand of hair had escaped since I last checked - a minute ago... 

Ich trage nicht wirklich mehr Ohrringe mit Hijab, aber nicht, weil ich denke, dass es islamisch gesehen nicht erlaubt ist. Für mich geht es bei Hijab, unter anderem, darum, Aufmerksamkeit (und zwar im Sinne Mann-Frau, Sexualität) zu vermeiden und das hat eine Menge damit zu tun, in welchem kulturellen Kontext du dich wiederfindest. Absichten sind, natürlich, auch wichtig - und da besteht bei mir kein Zweifel: Ohrringe zu tragen hat für mich keinen Deut etwas damit zu tun, irgend eines Mannes Aufmerksamkeit zu erlangen - sondern es geht darum, dass ich mich schön, empowered und stark fühle.

I don't really wear earrings with hijab any more, but not because I believe it is not permitted in Islam. To me, hijab is, amongst others, about trying to avoid attention (of the man-woman, sexual kind) and that very much depends on the cultural context you find yourself in. Intentions are, of course, important, too - and that is something I have no doubt about: Wearing earrings to me does not have anything to do with trying to garner any man's attention - but it's about feeling beautiful, empowered and strong.




(Sorry für die miserable Fotoqualität - meine Kamera ist kaputt und so lange muss ich mich mit meiner Handykamera begnügen...)

(Sorry for the pathetic picture quality - my camera is broken so for the time being I have to make do with my phone camera...)
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Freitag, 1. November 2013

Kein Engel || No angel

"Hoer auf, an dir rumzumaekeln, weil du nicht perfekt bist. Wenn Gott Perfektion gewollt haette, dann haette er dich als Engel geschaffen."

"Stop hating on yourself for not being perfect. If God wanted perfection, He would have made you an angel."

Yasmin Mogahed
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